In letzter Zeit beschäftigt sich Robel Temesgen in seinen Arbeiten verstärkt mit dem – materiellen wie immateriellen – Gepäck auf Reisen zwischen geografischen Orten mit völlig unterschiedlichen Kontexten. Er reiste zu Orten entlang des Blauen Nils im Nordwesten Äthiopiens, angefangen mit der Quelle von Gish Abay bis zum Wasserfall von Tis Abay, bevor der Blaue Nil in den Grabenbruch mündet. In der Installation, die speziell für diese Ausstellung entstand, betrachtet Temesgen seine eigenen Reisen neben denen von Abba Gorgoryos (1595–1658) durch Europa. Im Vatikan traf der Mönch und Gelehrte auf den Orientalisten Hiob Ludolf und unterrichtete ihn über seine Bemühungen, die Geschichte Äthiopiens auf Ge’ez/Altäthiopisch und Amharisch zu veröffentlichen. Was hatte Gorgoryos, der auf der langersehnten Heimreise von Deutschland nach Äthiopien bei einem Schiffsunglück in der Nähe von Aleppo ertrank, dabei? Und was kann eine künstlerische Rekonstruktion seiner Fahrten – und ihres materiellen wie immateriellen Gepäcks – aus gegenwärtiger Perspektive zutage fördern? Diese Fragen sind in die Installation eingeflossen, die 36 Objekte präsentiert, wie sie Gorgoryos mit sich geführt haben könnte. Jedes Teil ist in, auf oder unter einem agelgil (einem gewebtem, mit Leder ummantelten Korb) oder muday (einem Behältnis für Essen, Wertsachen und Kleidung) platziert. So reist die Installation durch die Zeit zwischen den Fahrten von Gorgoryos und denen des Künstlers selbst, zwischen Europa und Äthiopien – geleitet von der Frage, welches Gepäck wohl auf der jeweiligen Rückfahrt den Reisenden begleitete.

In Auftrag gegeben vom Haus der Kulturen der Welt (HKW), produziert von Robel Temesgen und HKW, 2024–25

Werk in der Ausstellung: Eventual return; what to take ba k (2025), hypothetische und tatsächliche Waren, darunter geflochtene Körbe, Gemälde und Wertgegenstände, Maße variabel. Courtesy Robel Temesgen