Ulf Aminde interveniert mit seinen künstlerischen und filmischen Arbeiten im öffentlichen Raum. Mit Projekten, die kollektive Lernräume und experimentelle Settings schaffen, will er soziale Fragen nicht nur darstellen, sondern beeinflussen. Aminde fördert kritische Erinnerung, indem er die politischen Strukturen von Gedenkräumen offenlegt und die Perspektive und Handlungsmacht der Betroffenen in den Fokus rückt, ohne sich instrumentalisieren zu lassen. In der mit Betroffenen und Anwohnenden realisierten Arbeit Anti-Racist Memorial Keupstraße (2016–) lässt er einen Erinnerungsraum für die Opfer der rassistischen Gewalt des NSU-Terrornetzwerks in Köln entstehen, wobei er insbesondere die Anschläge in der Probsteigasse (2001) und Keupstraße (2004) in den Blick nimmt. Wie bei anderen Projekten Amindes spielt gesellschaftliche Veränderung dabei eine zentrale Rolle. Er ist überzeugt davon, dass „eine andere Gesell schaft möglich ist, wenn wir die strukturellen Bedingungen anerkennen, die immer wieder Rassismus hervorbringen, und uns entscheiden, diese Bedingungen zu ändern“. Bei Musafiri: Von Reisenden und Gästen, wehen Amindes 16 Flaggen, ursprünglich beauftragt für Forgive Us Our Trespasses / Vergib uns unsere Schuld, erneut. Sie definieren den Eingang des HKW als Ort des Gedenkens an die Menschen, die ihr Leben durch rechte Gewalt verloren haben – viele von ihnen waren Migrant*innen – und fordern gleichzeitig die Rechte derjenigen ein, die weiterleben. Das Projekt mit dem Titel Klage (2024–) umfasst eine Liste von Menschen aus verschiedenen Communitys in Deutschland, die seit 1990 durch rechte Angriffe getötet wurden. Als partizipatorisches Projekt ist Klage Teil eines Prozesses, der keine statische Gedenkstätte präsentiert, sondern sich vielmehr dafür engagiert, sich Gedanken zu machen und gemeinsam zu untersuchen, wie weit der systemische Rassismus noch verbreitet ist.

Werk in der Ausstellung: Klage (Gedenken an die Todesopfer rechter Gewalt in Deutschland seit 1990 // 2. Aktivierung) (2024–), Serie aus 16 Flaggen, Maße variabel, Gestaltung: operative.space. Courtesy Ulf Aminde