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Sensing Worlds

Epistemologien und Praktiken zwischen Süd und Süd

Gespräche, Performance Lectures, Podcast, Publikation

2023

Foto: Nikita Taparia, Unsplash

Foto: Nikita Taparia, Unsplash

Bis ich die Freiheit habe, in zwei Sprachen zu schreiben und zwischen ihnen zu wechseln, ohne immer übersetzen zu müssen; solange ich immer Englisch oder Spanisch sprechen muss, während ich lieber Spanglish spräche; und solange ich den Englisch-Sprechenden entgegenkommen muss, anstatt sie mir; solange wird meine Zunge illegitim bleiben.
Gloria Anzaldúa, „How to Tame a Wild Tongue“ (1987)

Ausgehend von Epistemologien des Südens befasst sich diese Reihe mit dem Denken von und mit Räumen und Menschen, die von Kapitalismus und Kolonialismus marginalisiert und zum Verstummen gebracht wurden – sowie jenen, die sich diesen Formen der Unterdrückung widersetzen. Dieser Süd-Süd-Austausch konzentriert sich nicht nur auf Wissensbestände, sondern auch persönliche Erfahrungen und Verhaltensweisen, um zu erkunden, wie Welten übersetzt, dem Wissen zugänglich gemacht und mit allen Sinnen erlebt werden. In Gesprächen und Performance Lectures widmen sich Wissensproduzent*innen und Praktiker*innen aus vielen Feldern einer je spezifischen, im Körper verwurzelten Sinnesempfindung, aus der heraus sich verschiedenste Bedeutungsebenen und Praktiken des Wissens und der Welterzeugung entfalten. In diesem Prozess unterziehen sie die dominante Ordnung und Konzeptualisierung der Sinne einer kritischen Diskussion und betreten neue Wege der Erfahrbarkeit unterschiedlicher Welten. Zugleich ringen sie mit Fragen der Übersetzung und ihrer Ausrichtung: Wer sind die imaginären Anderen, für die Wissensproduzent*innen des Südens sich selbst und ihre Arbeiten übersetzen? Welche Bezugsrahmen nutzen sie? Wessen Ohren, Augen und Sinne adressieren sie? In Richtung welcher Räume und Geografien übersetzen sie und warum? Schließlich: Wie können wir uns Übersetzungen vorstellen, die die Richtung wechseln und entlang der Süd-Süd-Achse fließen? Durch die Beschäftigung mit diesen Fragen will das Programm den Horizont der Wissens-, Seins- und Beziehungsformen im Globalen Süden erkunden, theoretisieren und erweitern. Ziel ist eine kritische Bestandsaufnahme der Repräsentationen und Begrifflichkeiten von ‚Welt‘, ihrer Verknüpfungen und Brüche. Die Logiken der Störung, aber auch der Erholung und Wiederherstellung, der (Wahl-)Verwandtschaft und schöpferischen Kraft aufgreifend, steht Sensing Worlds für eine pluriversale Weltsicht, die horizontale, dialogische Beziehungsformen betont und danach strebt, neue Formen des Zusammenlebens zu entwickeln, die weniger auf Gleichförmigkeit denn auf Vielfalt und Unterschiedlichkeit setzen.

Dieses Projekt wurde konzipiert in Zusammenarbeit mit meLê yamomo.