Amina Agueznay
Bevor sich Amina Agueznay der Kunst widmete, arbeitete sie als Architektin und erlernte nebenbei das Handwerk des Schmuckdesigns. Diese Entscheidung ermöglichte ihr, sich intensiv mit ihrem Heimatland zu beschäftigen, wo – wie sie betont – alle Menschen eine „Verbindung zum Handwerk und zu handgemachten Dingen haben“. Agueznay befasst sich insbesondere mit dem immateriellen Kulturerbe Marokkos. Sie leitete zahlreiche Workshops, in denen sie unter anderem mit Weber*innen, Schreiner*innen, Ledermacher*innen und Korbmacher*innen zusammenarbeitete. Auch all ihre künstlerische Projekte sind Gemeinschaftsunternehmungen, die sie mit einem Team von Handwerker* innen in Angriff nimmt, von der Konzeption bis zur Umsetzung. Die Arbeiten spielen oft mit Größe, Volumen und Materialität, oszillieren zwischen den Maßstäben von Architektur und Schmuckdesign. Für ihre ortsspezifische Auftragsarbeit im Rahmen von O Quilombismo verwandelt Agueznay mehrere Säulen im Foyer in eine Oase des ruhigen Beisammenseins: Sechs Säulen streift sie ein spezielles Material über, gewebt aus Garn, das auf Metalldraht gesponnen wurde. Die luftig-leichte Arbeit erinnert auch an einen Pilz, der aus einem Baumstamm wächst, und bricht die Symmetrie der modernistischen Linien, die den Raum architektonisch bestimmen. Das Henna, mit dem die Wolle gefärbt ist, versteht sich als Schlüsselelement, das schützende und verheißungsvolle Eigenschaften hat – ein vielversprechender Anfang für diese Eröffnungsausstellung und die neue Ausrichtung des HKW.
In Auftrag gegeben vom Haus der Kulturen der Welt (HKW), produziert von Amina Agueznay und HKW, 2023
Werk in der Ausstellung: Assetta #2 (2023), Textilarbeit, natürliches ungefärbtes und natürlich gefärbtes Wollgarn, Metalldraht, Baumwollfaden, Klebstoff, variable Maße. Courtesy Amina Agueznay