Ibrahim Mahama
Seit einem Jahrzehnt gilt Ibrahim Mahamas Interesse Objekten, die im Verfall begriffen sind. Über deren Bearbeitung untersucht er Themen wie Migration, Globalisierung und Handel im Kontext der ghanaischen Geschichte. Die Materialien seiner großformatigen Installationen stammen aus dem Stadtraum, von Schrottplätzen oder aus verlassenen Gebäuden. Es kann sich um Holzstücke, Metallschrott, Jutesäcke oder historische Textilien handeln, in denen zum Schweigen gebrachte Stimmen durch die Erinnerung an ihre Geschichte neu zur Geltung kommen. Die in der Produktion der skulpturalen Wandteppiche E PAIN ME und IN THE GARDEN verwendeten Stichtechniken sind von traditionellen, in Westafrika weit verbreiteten Webpraktiken inspiriert. Mahamas Leinwände der Erinnerung setzen einen poetischen Prozess der Heilung in Gang und verschaffen dem heutigen Publikum Zugang zu dem in diesen Stoffen gespeicherten Wissen. Schrottplatzbesitzer*innen, die verrottende Dinge sammeln, Weber*innen, die der Künstler als Mitgestalter*innen einlädt – sie alle tragen zu Arbeiten bei, deren Essenz im gemeinschaftlichen Ansatz liegt. Mahama legt großen Wert auf die Weitergabe von Fertigkeiten und Erinnerungen im Rahmen des künstlerischen Schaffensprozesses. Er möchte Paradigmenwechsel bei Bildung und Wissenstransfer in Gang setzen und zugleich eine kollektive Neuschreibung von Geschichte evozieren.
In Auftrag gegeben vom Haus der Kulturen der Welt (HKW), produziert von Ibrahim Mahama, Red Clay Studio, Tamale, und HKW, 2023
Werke in der Ausstellung: E PAIN ME (2023), Installation, historische handgewebte Stoffe, Kunstfaser, 20 x 30 m (Les Nana Benz Terrasse); IN THE GARDEN (2023), Installation, historische handgewebte Stoffe, Kunstfaser, 19,6 x 4,5 x 19,1 x 9,1 m (Anna Seghers & Semra Ertan Gärten); Courtesy Apalazzo Gallery, White Cube Gallery und Red Clay Studio Tamale