In Four States of the Surreal (Vier Zustände des Surrealen) erzeugen vier Bildschirme einen visuellen Dialog, der sich durch verschiedene Bewusstseinszustände bewegt: Träumen, Wachen, Halluzination und Reflexion. Das surrealistische Denken beschäftigt sich seit langem mit der Instabilität der Wahrnehmung, der Flüchtigkeit der Realität und den tiefen Verbindungen zwischen dem Unbewussten und dem Alltäglichen. Jeder dieser Filme lädt die Betrachter*innen in ein sich wandelndes geistiges Terrain ein, in dem sich die Logik biegt, die Zeit eine Schleife ist und die Bedeutung formbar ist.

Das Licht dient als zentraler Wegweiser auf dieser surrealen Reise – nicht nur als Beleuchtung, sondern als Offenbarung und Verwandlung. In Anlehnung an die Faszination des Surrealismus für verborgene Realitäten und zyklische Zeitverläufe verzerren wechselnde Farben die Wahrnehmung, lösen die Linearität auf und öffnen Portale zwischen dem Bewussten und dem Unbewussten. Schatten verdecken ebenso viel wie sie offenbaren, verunsichern das Vertraute und verwandeln jede Jahreszeit, wie sie in der Installation dargestellt ist, in eine wiederkehrende Traumlandschaft statt in eine feste Abfolge.

Bildschirm 1: Träumen
Ordinary Life von Yoriko Mizushiri, 2025, 10'

Das Träumen löst die Grenzen zwischen Empfindung und Erinnerung auf. Ordinary Life (Gewöhnliches Leben, 2025), eine handgezeichnete Animation der japanischen Animatorin Yoriko Mizushiri, evoziert das zarte, unterbewusste Treiben der Träume – ihre weichen, fließenden Linien und pastellfarbenen Bilder verwandeln sich in kohärente Formen hinein und wieder hinaus und bilden so eine Welt, die ebenso vertraut wie fremd ist.

Bildschirm 2: Wachen
La Chute von Boris Labbé, 2018, 14'

Das Erwachen gibt dem Formlosen eine Form, aber nicht ohne Kampf. In La Chute (Der Sturz, 2018) entwirft der französische Animator Boris Labbé eine hypnotische, apokalyptische Vision von Abstieg und Verwandlung. Von Hand gezeichnete himmlische Wesen fallen vom Himmel, bringen die kosmische Ordnung durcheinander und gebären sowohl den Himmel als auch die Hölle. Die vielschichtigen, Bosch-ähnlichen Bilder und die repetitive, eindringliche Filmmusik suggerieren, dass die Realität selbst im Wachzustand prekär bleibt – ihre Struktur steht kurz vor dem Zusammenbruch.

Bildschirm 3: Halluzination
Mulika von Maisha Maene, 2021, 14'

Halluzination offenbart die verborgenen Schichten unter der Oberfläche. In Mulika (2021) verkompliziert die kongolesische Filmemacher Maisha Maene die Geschichte rund um den Bergbau und die Ausbeutung in Goma aus der Sicht eines Afronauten, der durch die Straßen der Demokratischen Republik Kongo wandert. Der Film verwischt Wahrnehmung und Offenbarung und verkörpert die Hitze und Intensität eines veränderten Bewusstseinszustandes.

Bildschirm 4: Reflexion
Future Flowers von Hao Zhou, 2022, 10'

Reflexion verweilt zwischen Vergangenheit und Zukunft und eröffnet Räume für Verwandlungen. Future Flowers (Zukünftige Blumen, 2022) des chinesischen Filmemachers Hao Zhou ist eine teils dystopische, teils poetische Meditation über Identität, Zeit und Zugehörigkeit. Der Film driftet zwischen surrealen Bildern und stiller Beobachtung und lädt die Zuschauer*innenin einen Zustand der Introspektion ein, in dem Erinnerung und Vision ineinander übergehen.