Was ist der Preis der Erinnerung, was sind die Kosten der Solidarität? In diesem Gespräch werden unterschiedliche Perspektiven auf die deutsche Einheit und ihre Bedeutung für migrantische, internationalistische und spezifisch mit der DDR verbundene Erinnerungskulturen beleuchtet. Was im dominanten Narrativ als Vereinigung von zwei zusammengehörenden Teilen einer Nation gilt, wurde gerade von in der DDR ansässigen Arbeiter*innen, Studierenden und Künstler*innen teilweise als Katastrophe erlebt. Individuen wurden enteignet und ausgewiesen, Familien zerrissen, einstige Genoss*innen wandten sich gegeneinander. Und doch blieb die Idee internationaler Solidarität erhalten, prägte in Form von Malerei die Fassaden der Architektur in den Ländern der Rückkehrer*innen oder setzte sich als Enttäuschung und Schweigen in den Familien der Betroffenen fest. Wie eine Gesellschaft mit Differenz umgeht, wie sie verhandelt wird, hat auch immer etwas mit den Kulturen des Erinnerns zu tun. 

Wie kann die Geschichte der DDR im Spiegel von ambivalenten Erinnerungen, persönlichen Verstrickungen, erzwungenen Migrationsbewegungen und neuen dominanten Selbstverständnissen bewahrt werden? Wie kann sie aktuelle Diskurse bereichern und auf deren Widersprüchlichkeiten reagieren?

Für Echos der Bruderländer kommen Dito Tembe, Patrice G. Poutrus und Lucía Muriel mit Peggy Piesche zusammen, um über eine Globalgeschichte der DDR in ihren Ambivalenzen sowie über persönliche, kulturelle und psychologische Verstrickungen zu sprechen.