Vergleichbar mit der mitreißenden Kraft eines Fußballspiels übernimmt El Plan alle Räumlichkeiten des HKW-Gebäudes. Die Arbeit des kolumbianischen transdisziplinären Künstlers Juan Betancurth und seines Neffen Esteban Betancurt verstärkt mit spielerischen Mitteln den Prozess, durch den die beiden Episoden ihrer Familiengeschichte reflektieren, die mit Fußball verbunden sind. Während der Vorbereitung der Performance überwanden Juan und Esteban Gegensätze in ihren unterschiedlichen persönlichen Erfahrungen. Durch den Austausch über Erfolge, Niederlagen, Stresssituationen und Träume konnten sie ihre Bindung zueinander festigen.

Beide bringen bei El Plan ihre jeweiligen Fähigkeiten und Talente ein: Im Fall von Esteban Betancurt sind es die eines begnadeten, aufstrebenden Profifußballers, der aktuell für einen Verein in den USA spielt; im Fall von Juan Betancurth ist es die Praxis eines queeren Künstlers, der mittels des befreienden Potenzials und der Semiotik von BDSM die Funktionsweisen von Macht und Begehren sowie die Implikationen konzeptioneller Vorstellungen von Subjekt und Objekt aufzeigt. Juan Betancurths Skulpturen, Installationen und Aktivierungen dienen als eine Art Diskussionsgrundlage, um alternative Konstrukte persönlicher und kollektiver Fantasien und sozialer Performativität zu erkunden. Juan und Esteban unterstützen einander bei der Wahrnehmung und Neubewertung ihres gegenwärtigen und vergangenen Umfelds. Sie erinnern sich an die aggressiven Bedingungen, unter denen in ihrer Nachbarschaft Fußball gespielt wurde, und daran, wie unterschiedliche Reaktionen auf das Spiel die Lebenswege von Familienmitgliedern unterschiedlich geprägt haben. El Plan, wie sie das Spiel nannten, war auch der Name der Straße, auf der Sexarbeit, Drogendeals, Bandentreffen und Amateurfußball aufeinander trafen – ein Spielplatz für das Ausagieren der territorialen Herrschaft im Viertel.

Begleitet von drei Kommentator*innen, die mit gewohnter Intensität die Handlungen der Performance in verschiedenen Sprachen beschreiben, werden bei El Plan die Aktionen über Lautsprecher in das gesamte HKW-Gebäude übertragen. Das verleiht dem Geschehen eine erhöhte emotionale Dringlichkeit, die charakteristisch ist für Fußball als Form eines immersiven Theaters, in dem Geopolitik, Klasse, ‚race‘, Gender und Sexualität symbolisch und materiell immer mit im Spiel sind.

Kommentator*innen: Julieth Gonzalez Therán, Tom Middler, Jan Sell, Florian von Stackelberg

Diese Veranstaltung ist Teil des Programms Über Fußball und das Theater kollektiver Körperbildung.