Am 22. Juni 1986 fand im Estadio de Azteca in Mexiko-Stadt eines der bedeutendsten Spiele in der Geschichte des Fußballs statt. Der argentinische Spieler und berühmteste Sohn von Villa Fiorito, Diego Armando Maradona, stand mit seinen Mitspielern im Viertelfinale der Männer-FIFA-Weltmeisterschaft dem englischen Team gegenüber. Während der zweiten Halbzeit und innerhalb von vier Minuten schoß El Diego, wie er ehrfurchtsvoll genannt wurde, die beiden Tore, die zum Sieg führten: das erste war das kontroverse „La Mano de Dios” (‚die Hand Gottes’), von einigen als Handspiel angesehen, gefolgt vom sogenannten „Tor des Jahrhunderts”, das der britische Kommentator Barry Davies so eloquent in Echtzeit für die BBC beschrieb: „... Maradona wieder... Oh, das muss man sagen, das ist großartig, über dieses Tor gibt es nichts zu diskutieren, das war einfach pure fußballerische Genialität... und das Publikum im Estadio de Azteca gibt ihm Recht... und die Coolness trotz des Drucks, den Ball mit der Seite seines Fußes nach Hause zu spielen... wenn das erste illegal war, ist das zweite eines der besten Tore, die wir in dieser Meisterschaft gesehen haben... schieres Können…”.

Indem wir die Schriftsteller und Fußballkenner Musa Okwonga und Marcela Mora y Araujo im Kontext all dessen betrachten, was sich seit jenem vierminütigen Intervall vor achtunddreißig Jahren ereignet hat, ist dieses Kongossa eine Einladung, über die Politik und Kreativität nachzudenken, die Fußballspiele in verschiedenen geografischen Regionen offenlegen. La Mano de Dios fand Erwähnung in zahlreichen internationalen Zeitungen, aber der Nachhall war auch auf den Straßen Argentiniens stark zu spüren, wobei Maradona das „illegale” Tor als einen Racheakt für das Unrecht darstellte, welches das Land während des unerklärten Falklandkriegs 1982 mit dem Vereinigten Königreich erfahren hatte.

Fußballspiele sind schon lange ein Raum, in dem es nicht nur um das Spiel als solches geht , sondern auch ein erweitertes Spielfeld für politische Manöver, rassistische und geschlechtsspezifische Diskriminierung, Machtdemonstrationen, Klassenkämpfe sowie verschiedene andere Formen der Unterdrückung, die Spieler*innen, Nationen, Fans und andere Beteiligte weltweit im Stadium erfahren. Als Format, das den Verlauf von gerüchteartigen Informationen verfolgt, ist dieses Kongossa eine Gelegenheit, die vielen Fäden zu entwirren, die sich durch das Ballett der Massen ziehen – von der Schönheit des Spiels bis hin zu seinen Unmöglichkeiten und seinem Scheitern, die immer in geopolitischen Diskursen, Austausch und Strategien mitschwingen.

Diese Veranstaltung ist Teil des Programms Über Fußball und das Theater kollektiver Körperbildung.