Antidiskriminierung durch Fußball? Das ‚schöne Spiel‘ in einer Gesellschaft voller Konflikte
Mit Discover Football e.V., Gaymes & Flames, Gesellschaftsspiele e.V., les dégommeuses, mit David Edgar als Gastgeber
Diskussion
Sa., 22.6.2024
12:00
Safi Faye Saal
Anna Seghers Garten
Eintritt frei
Dauer: 120'
Auf Englisch, Deutsch, Französisch, mit Übersetzung
Gefolgt von einer praktischen Übung unter der Leitung von Gaymes and Flames
O jogo bonito (das schöne Spiel) ist eine Bezeichnung für Fußball, die auf den Sport als ästhetische Praxis im Herzen von Gesellschaften weltweit verweist. Fußball ist eine Form des Theaters, bei der das Kollektiv im Mittelpunkt steht – ob aktiv spielend oder zuschauend – und das mit einer Vielzahl von Akteur*innen aufgeführt wird, auf unterschiedlichen Bühnen: vom Straßenfußball über Bolzplätze bis hin zu Elitevereinen und internationalen Wettbewerben. In diesen Arenen spielen die Menschen, sie schauen, beten, singen und weinen: alles Tätigkeiten, die mitunter virtuose expressive Fähigkeiten erfordern und mit kodifizierten traditionellen oder rituellen Gewohnheiten zu tun haben. Diese Praktiken machen Spaß, sind spielerisch, manchmal sogar albern; vor allem sind sie kollektiv wirksam und hochgradig affektiv. Aber sind diese Praktiken auch immer ‚schön‘? Fußball erweitert das Spektrum für den spielerischen und euphorischen Ausdruck von Emotionen, spiegelt aber auch Dinge wie Konkurrenzdenken, Kampfgeist und Chauvinismus wider. Fußball schafft Gemeinschaften, grenzt aber auch aus. Mit Mobbing und Beleidigungen als Teil des Vokabulars auf dem Platz kann das ‚schöne Spiel‘ hässlich, aggressiv, sogar entmenschlichend wirken, sodass viele Personen sich auf seinen Bühnen nicht willkommen fühlen.
Antidiskriminierung durch Fußball? fragt mit diskursiven und partizipativen Elementen nach der Bedeutung von Fußball im Kontext der zeitgenössischen europäischen Gesellschaft, die zunehmend mit Ausgrenzung und Hass konfrontiert wird. Hat Fußball das Potenzial, einen Raum für Versöhnung zu schaffen? Der Kulturanthropologe David Edgar erforscht das Thema im Kontext der UEFA Europameisterschaften der Männer, ausgehend von seinen Recherchen zur Rolle von Sport in der Nachkriegsgesellschaft Kolumbiens. Edgar wird von Mitgliedern dreier Initiativen begleitet, die daran arbeiten, durch die internationale Sprache des Fußballs allgemein zugängliche, gerechte und solidarische Räume zu schaffen. Die Diskussion wird ergänzt durch einen partizipativen Teil, bei dem einige der kreativen Ansätze der drei Initiativen erprobt werden können. Dabei wird Fußball in seinen Aspekten des Spielens und Zuschauens durch den Körper erlebt und reflektiert. Die Veranstaltung bietet die Möglichkeit, Geschichten zu erzählen, Taktiken auszutauschen und das Potenzial des ‚schönen Spiels‘ zu erkunden, damit es seinem Namen gerecht werden kann.
Diese Veranstaltung ist Teil des Programms Über Fußball und das Theater kollektiver Körperbildung.