Zucker repräsentiert einen Moment der Entmenschlichung in der Geschichte: den der Kolonialisierung. In Le Sacre du sucre beschwört die Choreografin Lēnablou eine Lebensweise herauf, die in der Karibik Wurzeln geschlagen hat. Indem sie einen getanzten Moment der Kreativität inmitten einer dunklen Geschichte entfacht, bringt sie die unvorhersehbare Kunst des Fap-Fap zum Ausdruck – eine Ästhetik der Harmonie, die aus der Unordnung hervorgeht.

Der Anbau von Zuckerrohr hat Menschen eine Geschichte, eine Form der Erinnerung und eine Kultur aufgezwungen, die an das Leid erinnern. Trotzdem verweigert sich Le Sacre du sucre einer Nacherzählung des kolonialen Erbes und eröffnet mit sprunghaftem, chaotischem Tanz den Raum für einen Moment im Hier und Jetzt. Lēnablou präsentiert einen gebrechlichen Körper im Dialog mit dem Klang und mit sich selbst dabei, wie er seine eigene und von allen Fesseln befreite Geschichte erzählt. 

Le Sacre du sucre markiert den Endpunkt einer jahrzehntelangen Auseinandersetzung mit den gesammelten konzeptionellen Elementen der Gwoka-Tanzkultur wie bigidi, makèdansè, lawonn und rèpriz. Indem sie die Zuschauer*innen dieser Tanzperformance dazu einlädt, ihr auf einen abstrakten und anarchischen Körper-Klang-Spaziergang zu folgen, heißt sie sie im Hier und Jetzt willkommen. Dort kommt weniger eine feste Erzählung zur Inszenierung, sondern vielmehr die Funken der beim bal du lawonn (Lawonn-Ball) tanzenden Gesten und Klänge des afrozentrischen sozialen Raums, in dem sich Gwoka entfaltet.

Choreografie: Lēnablou 
Körper- und Klang-Performance: Lēnablou, Félix Flauzin, Allan Blou 
Künstlerische Perspektive: James Carles 
Musikalische Leitung: Daniel Trépy 
Tontechnik: Steeve Lancastre 
Gestaltung der Klangaccessoires: Félix Flauzin 
Lichtgestaltung: Roger Olivier 
Licht-Management: Roger Olivier 
Koproduktion: INSA Lyon, L’Artchipel Scène Nationale de la Guadeloupe, Campement Dromesko, Cie Trilogie Lafabri’k