Von 1959 bis 1990 sendete Radio Berlin International als Teil des DDR-Rundfunks Musik, Nachrichten und politische Propaganda in bis zu 17 Sprachen aus Berlin in die Welt – etwa in Suaheli, Portugiesisch, Spanisch, Arabisch, Hindi, Französisch und Englisch. Radio Berlin International war in der Zeit des Kalten Krieges ein bedeutender Informationskanal, der die staatliche Sicht auf das sozialistische Leben in der DDR vermittelte und mit einer Vielzahl an Programmen in erster Linie in Richtung Südamerika, Afrika, Naher Osten und Südostasien auf Sendung ging. Im Mittelpunkt standen Menschen und Ereignisse, die einen Bezug zu den ‚Bruderländern‘ hatten. 

Ausgehend von den letzten Programmen, die 1990 von Radio Berlin International mit diesem Fokus gesendet wurden, präsentiert Alfredo Thiermann eine performative Listening-Session als Erinnerungsraum. Die Arbeit 1990 schaltet sich bei den letzten Momenten eines Radios zu, das Communitys über die Regionen der Welt hinweg verband, und lädt dazu ein, sich mit den Echos dieser geopolitischen Allianzen und Freundschaften unter den Zuhörer*innen zu beschäftigen – einschließlich all der damit verbundenen Emotionen, Schwierigkeiten und Erwartungen im Zuge des Übergangs von einem System zu einem anderen.