Studio Quantum Showcase
Ausstellung
Fr., 1.11.2024
18:30
Sylvia Wynter Foyer
Gunta Stölzl Foyer
Lili Elbe Garten
Eintritt frei
Sa., 2.11.2024
12:00–19:00
Sylvia Wynter Foyer
Gunta Stölzl Foyer
Lili Elbe Garten
Eintritt frei
Su., 3.11.2024
12:00–19:00
Sylvia Wynter Foyer
Gunta Stölzl Foyer
Lili Elbe Garten
Eintritt frei
Mo., 4.11.2024
12:00–19:00
Sylvia Wynter Foyer
Gunta Stölzl Foyer
Lili Elbe Garten
Eintritt frei
We., 6.11.2024
12:00–19:00
Sylvia Wynter Foyer
Gunta Stölzl Foyer
Lili Elbe Garten
Eintritt frei
Th., 7.11.2024
12:00–19:00
Sylvia Wynter Foyer
Gunta Stölzl Foyer
Lili Elbe Garten
Eintritt frei
Fr., 8.11.2024
12:00–19:00
Sylvia Wynter Foyer
Gunta Stölzl Foyer
Lili Elbe Garten
Eintritt frei
Sa., 9.11.2024
12:00–19:00
Sylvia Wynter Foyer
Gunta Stölzl Foyer
Lili Elbe Garten
Eintritt frei
Su., 10.11.2024
12:00–19:00
Sylvia Wynter Foyer
Gunta Stölzl Foyer
Lili Elbe Garten
Eintritt frei
Längere Öffnungszeiten an Veranstaltungstagen
Fertile Void. Quantenparadoxien und die Physik lebender Materie unternimmt eine grundlegende kreative Befragung der Quantenwissenschaft. Das Projekt versteht diese als Annäherung, Maßstab, Übersetzung und Bedingung einer potenziell vielschichtigen physikalischen Realität, in der die Verbindung von Energie und Materie mehr ergibt als die Summe der einzelnen Bestandteile. Vor diesem Hintergrund haben vier Künstler*innen des Residenzprogramms Studio Quantum 2023 Werke geschaffen, die sich mit Quantenkonzepten aus verschiedenen Fachbereichen auseinandersetzen, die jeweils eine besondere Kosmologie von Technologie, Wissenschaft und Verkörperung anstreben. Diese Werke werden in die Ausstellung Forgive Us Our Tresspasses / Vergib uns unsere Schuld im Haus der Kulturen der Welt (HKW) integriert und sind im Sylvia Wynter Foyer, im Gunta Stölzl Foyer und im Lili Elbe Garten zu sehen.
Die Präsenz der Werke, welche die Quantenphysik übersetzen, ästhetisieren und in Narrationen einbinden, stellt die Außergewöhnlichkeit von Grenzüberschreitungen grundsätzlich zur Diskussion. Aus quantenwissenschaftlicher Perspektive greift alles jederzeit ineinander und ist nicht so, wie es scheint. Die Kunstwerke überschreiten somit selbst binäre Vorstellungen von Ein- und Ausschlüssen und sogar des physischen Raums, da sie mit dem Klanglichen, dem Spirituellen und dem Virtuellen als Technologien eines Quantenreichs arbeiten.
Studio Quantum ist eine internationale Veranstaltungsreihe und ein künstlerisches Residenzprogramm des Goethe-Instituts, das neue Quantentechnologien aus der Perspektive der Kunst erforscht. Künstlerische Auseinandersetzungen mit den Synergien zwischen Kunst und Technologie sowie Eindrücke und Erkenntnisse aus den internationalen Residenzprogrammen sind integraler Bestandteil der gezeigten Arbeiten.
Fertile Void ist eine Kooperation zwischen dem Haus der Kulturen der Welt (HKW) und dem Goethe-Institut Irland / Studio Quantum, mit Beteiligung der JUNGEN AKADEMIE der Akademie der Künste, Berlin, der Schering Stiftung sowie der Universität der Künste Berlin und dem Trinity College Dublin. Das Projekt findet im Rahmen der Berlin Science Week statt.Wir danken Quantum Delta, V2_, ZKM, ITAS (KIT), Science Gallery London, King's College und Zeitgeist Irland 24, einer Inititative von Culture Ireland und der Botschaft von Irland in Deutschland.
Mit Werken von Amy Karle, Edy Fung, kennedy+swan und Ìfẹ́olúwa Ọ̀ṣúnkọ́yà. Alle Arbeiten werden vom Goethe-Institut Irland im Rahmen des Residenzprogramms Studio Quantum und vom Goethe-Institut und dem Haus der Kulturen der Welt (Berlin) im Rahmen von Fertile Void unterstützt.
Amy Karle
Entangled Horizons (2023–2024), Multimedia-Installation, fünf Drucke, je 50 x 50 cm, Video (Dauerschleife), 8' 28"
Sylvia Wynter Foyer
In dieser multisensorischen Sammlung von Quantenkunst zeichnet Amy Karle unsichtbare Architekturen nach, die subatomare Bereiche mit kosmischen Weiten verbinden. Die Arbeit, die im Rahmen von Fertile Void sowie zugleich in einer Umlaufbahn um die Erde präsentiert wird und auf der Mondoberfläche platziert werden soll*, macht die Grenzen zwischen dem Quantenfeld, der Menschheit und den unermesslichen Weiten des Universums durchlässig.
In Anlehnung an Karles Echoes From the Valley of Existence (2024)** wurde ein generatives Video unter Verwendung von Quantenprinzipien und Quanten-inspirierten Bildern entwickelt, in denen sich die Fluidität der Realität widerspiegelt und mehrere Zustände in ständiger Wandlung immer wieder aufs Neue miteinander verschmelzen und auseinanderlaufen. Die immersive, in der Quantenphysik verwurzelte Klanglandschaft schwingt auf zellulärer Ebene mit dem menschlichen Körper und schafft so eine spürbare Verbindung zwischen den Bereichen des Menschlichen und des Quantischen als Verkörperung der verschränkten Beziehung zwischen Technologie und Leben.
Karles Sketches of Quantum Concepts (2023) untersucht die Paradoxien der Quantenprinzipien und nutzt die Datenvisualisierung von Pulsar Timing Arrays, um die Möglichkeiten der Kommunikation über große räumliche und zeitliche Entfernungen hinweg zu beleuchten. Jedes dieser Werke geht von denselben grundlegenden Quantenprinzipien aus und stellt unterschiedliche, aber miteinander verknüpfte Abwandlungen von ihnen dar. Gemeinsam stehen diese Arbeiten für das künstlerische Bemühen, einen Zugang in die Quantenwelt zu eröffnen, der die Selbstwahrnehmung der Menschen neu kalibriert, sodass sie sich als lebende Verkörperungen von Quantenprinzipien und kosmischen Prozessen erkennen können. Da die Werke simultan in der Ausstellung und im Weltraum gezeigt werden, wird das Konzept der Verschränkung buchstäblich umgesetzt und ermöglicht eine Reflexion darüber, wie menschliche Identität, Technologie und Kosmos miteinander verbunden sind.
Alle Arbeiten von Amy Karle werden vom Goethe-Institut Irland im Rahmen des Residenzprogramms Studio Quantum 2023 gefördert.
* Die Werke sind Teil der Retrospective for the Future (2024) von Amy Karle, der ersten bekannten Einzelausstellung sowie der ersten Retrospektive im Weltraum und auf dem Mond. Das historische Unterfangen ist Teil von Interstellars Projekt Aspire One und Intuitive Machines 2 (PRIME 1), das mit Space X Falcon 9 in Zusammenarbeit mit der NASA, Interstellar und der Freedom-Mission von Lonestar als Partner gestartet wird und Ende 2024/Anfang 2025 zum Mond fliegen soll.
** Ermöglicht wurde dieses Kunstwerk durch die Zusammenarbeit mit Sefa Sagir (Sounddesign) und Bartosz Wyszynski (kreative technische Lösungen) sowie die Unterstützung des Sapporo International Art Festival 2024, das Sponsoring von Life Ship und die Unterstützung des Goethe-Instituts Irland im Rahmen des Residenzprogramms Studio Quantum 2023 sowie durch all diejenigen, die dieses Projekt durch ihre Unterstützung, ihr Wissen und ihre Beiträge ermöglicht haben.
Edy Fung
Picocosmos (2024), Installation, selbstgebaute FM-Transmitter, mundgeblasenes Glas, optische Glasfaser, Kupfer, Plastik, Elektronik, Lambda-Zeichen aus Vinyl (3,4 m), Foto, Papier, Drucke, mobile FM-Empfänger, Geräusche von zufällig emittierten Einzelphotonen (Dauerschleife), 46'
Sylvia Wynter Foyer
Picocosmos (2024) ist eine Skulptur und Übertragungseinheit, die mit 87,7 MHz den Klang einzelner Photonen ins Universum sendet. Doch was genau ist das, ein einzelnes Photon? Um das zu verstehen, hat Edy Fung Physiker*innen gebeten, Skizzen eines Photons zu entwerfen. Der Quantenmechanik zufolge gilt der Moment, in dem ein Photon emittiert wird – wenn ein Elektron vom angeregten Zustand in den Grundzustand zurückfällt –, als zufällig, spontan und unvorhersehbar. Das Verhalten einzelner Photonen bietet ein immenses Potenzial für Anwendungen wie Quantenkryptografie und -schlüsselaustausch. Allerdings sind Photonen, die sich für die Quantenkommunikation eignen, extrem kurzlebig. Sie existieren nur für eine Dauer von wenigen Pikosekunden.
Zukünftige Daten der menschlichen Zivilisation könnten womöglich auf diesen flüchtigen Speichereinheiten aufgezeichnet und durch Quantenrepeater ausgelesen werden. Picocosmos macht vorstellbar, wie es wäre, wenige Pikosekunden alte Photonen in Radiopulsare zu übersetzen – und sie damit lokalisierbar und langlebig zu machen und in die Lage zu versetzen, riesige Entfernungen zwischen Planeten und Galaxien zurückzulegen. Die selbstgebaute skulpturale Apparatur eröffnet satellitengestützten Quantenkommunikationsnetzen eine neue Dimension. Die Quantenspeicherung einzelner Photonen in einem spezifischen Quantenzustand – bei 894 nm, in warmem atomaren Cäsium-133-Dampf – mit Hilfe von Atomuhren wird in Audiodaten umgewandelt und in Form eines FM-Signals mit Frequenzen zwischen 30 und 300 MHz ins Universum ausgestrahlt. Auf der Empfangsseite können anhand des Klangs Informationen über diese Photonen abgerufen und wahrgenommen werden, die normalerweise in weit entfernten Regionen des Weltalls nicht zugänglich wären. Lässt sich dabei von einer Demokratisierung der Quanteninformatik und -kommunikation träumen – analog zur Radiotechnologie, die vor hundert Jahren dank der Bemühungen von Graswurzelbewegungen und -Communitys florierte?
In der Ausstellung macht Fung Echtzeitprozesse mittels FM-Radio hörbar. Der Klang erforscht das Unzugängliche, Unsichtbare und Ungreifbare – das eigentliche Wesen von Quanteneigenschaften. Das Ergebnis scheint im Gegensatz zu posthumanistischen Ansätzen zu stehen: eine Kunstform, die sich wissenschaftlicher Erklärungen bedient, aber nicht davon profitiert, das Anthropozentrische zu dezentrieren. Vielmehr dient diese Kunstform als eine Art von Übersetzung, die einen Zugang für das menschliche Verständnis und Empfinden schafft. Die Sonifikation von Photonen spiegelt die menschliche Verfassung wider, indem sie folkloristische Einflüsse einbezieht und Daten von Photonen darstellt, die im Vergleich zur Echtzeit 69-fach bis 13.889-fach verlangsamt werden. Eine limitierte Anzahl von Briefumschlägen, deren Innenseiten durch musterfreie photonische Zufälligkeit gefärbt sind, ergänzen die Installation. Sie enthalten jeweils einen Ausdruck der Fotografie Spiral of Lightning in a Thunderstorm (1886) von Charles Moussette sowie die Aufforderung, eine quantenverschlüsselte Nachricht zu schreiben, die an das Universum übermittelt werden soll.
Picocosmos wird ermöglicht durch Daten des Instituts für Optische Sensorsysteme des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt.
Im Auftrag des Goethe-Instituts Irland als Teil von Studio Quantum 2023.
kennedy+swan
shut up and calculate! (2024), Zwei-Kanal-Video, 4K, Stereo, 8'. Courtesy kennedy+swan
Gunta Stölzl Foyer
In ihrem neuen Zwei-Kanal-Video shut up and calculate! (2024) beziehen sich kennedy+swan auf das rückwirkende Glätten der Paradoxien der Quantenmechanik, die Werner Heisenbergs Ideen in einen pragmatischen Ansatz subsumierten, der als Kopenhagener Interpretation bekannt wurde. Unter dem Druck zunehmender globaler Spannungen beschlossen Physiker*innen, nicht mehr über die ‚magischen‘ Aspekte der Quantenphysik zu sprechen, sondern sich stattdessen auf ihre praktischen Anwendungen zu konzentrieren. Sie schlugen vor, über jegliche beunruhigende Implikationen lieber zu schweigen und einfach zu ‚rechnen‘, ohne weitere Fragen zu stellen.
Das Künstler*innen-Duo kehrt auf poetische Weise dorthin zurück, wo die Wissenschaftler*innen in der Mitte des Jahrhunderts aufgehört haben: zur Untersuchung der paradoxen Auswirkungen der Quantenmechanik auf die menschliche Realität, die der traditionellen Weltsicht widersprechen. Wie können diametral entgegengesetzte Zustände wie lebendig und tot gleichzeitig in Überlagerung existieren? Wie kann ein Teilchen seinen Zustand einem anderen anscheinend schneller als mit Lichtgeschwindigkeit mitteilen? Und warum kann der bloße Akt der Beobachtung eines Systems dessen Realität verändern? Diese ungelösten Fragen inspirieren die Videoarbeit von kennedy+swan: Schrödingers Katze schwebt zwischen dem Nordpol, einer bürgerlichen Wohnung und der wilden Natur Irlands und philosophiert über ihre paradoxen Bewusstseinszustände. Durch diese Reise schaffen kennedy+swan Metaphern für die ambivalenten Gefühle, die die Quantenwelt auslösen kann.
Im Auftrag des Goethe-Instituts Irland als Teil von Studio Quantum 2023
Ìfẹ́olúwa Ọ̀ṣúnkọ́yà
Agents of Èṣù’s Quantum World (2024), Installation, Mixed Reality
Lili Elbe Garten
Agents of Èṣù’s Quantum World (2024) ist ein Multiplayer-VR-Erlebnis, bei dem die Teilnehmenden die Rolle von Quantenbits (Qubits) übernehmen und durch ihre Interaktionen gemeinsam einen Quantenkreislauf bilden. Dieser Schaltkreis wird weiterverarbeitet, und die Ergebnisse formen die Umgebung der Performer*innen neu. Im Rahmen des Projekts verkörpern die Teilnehmenden Èṣù, die Orisha (Gottheit) der Kreuzungen und des Nicht-Determinismus, und werden zu Schöpfer*innen von Quantenalgorithmen. Wie Èṣù navigieren sie durch endlose Möglichkeiten, bevor sie eine Entscheidung treffen.
Das Projekt befasst sich mit der Rolle des Individuums als aktive*r Akteur*in in einem Meer von Möglichkeiten, das dazu befähigt ist, die Welt um sich herum zu beeinflussen. In einer Gesellschaft, die von Ellbogenmentalität angetrieben wird, stellt die Arbeit die Frage: Was passiert, wenn die Performance des Lebens keine Garantie für künftige Belohnungen mehr ist? Können die Erkenntnisse der Orisha Èṣù und der Ifá-Texte eine Orientierungshilfe für den Umgang mit den Unwägbarkeiten neuer Technologien darstellen? Durch die Ausweitung der Performance über die Bühne hinaus auf das alltägliche Leben untersucht das Projekt, wie die Quantenverarbeitung die Zukunft gestalten könnte, wobei das menschliche Handeln den technologischen Fortschritt beeinflusst.
Beitragende:
3D-Figuren: Tolu Akinyotun
Tanzperformance: Samuel Udoh
Rara-Performance: Ayoola Mayowa Esusupo Oyo
Sounddesign: Noah Okwudini
Porträt: Telmo dos Reis
Besonderer Dank an das Virtual Human Computer Interaction Lab (VHCI) Lagos, Ìmísí 3D, Studio 44 MocapLab, Atelier Mondial Basel, Dr. Tunde Adegbola, Dr. Sola Olorunyomi, Dr. Adeduntan, Baba Ìdòwú Èsúlékè, Priscillia Uzomah
Im Auftrag des Goethe-Instituts Irland als Teil von Studio Quantum 2023. Mit Unterstützung von Studio Quantum, dem Goethe-Institut Irland, dem Goethe-Institut Nigeria, dem Trinity College Dublin und CONNECT – The Science Foundation Ireland Research Centre for Future Networks and Communications, Spatial Affairs im Haus der elektronischen Künste (HEK) Basel und metaLAB (at) Basel