Der Forgive Us Our Trespasses / Vergib uns unsere Schuld Reader geht Grenzüberschreitungen nach und den radikalen, emanzipatorischen Bedeutungen, die mit ihnen verbunden sind. Im Fokus stehen insbesondere Praktiken, durch die Grenzen überschritten und verschoben werden, ob in Bezug auf staatliches Handeln, Religion, Spiritualität, Sprache oder künstliche Intelligenz. Die hier versammelten Essays, Gedichte, und künstlerischen Beiträge erscheinen begleitend zur gleichnamigen Ausstellung im Haus der Kulturen der Welt. Sie erkunden die semantische Kluft zwischen dem englischen Wort trespasses – mit seiner doppelten Bedeutung des Sündigens und unbefugten Betretens – und dem deutschen Wort Schuld – mit seiner etymologischen Verwandtschaft zu Schulden. Im Gegensatz zum titelgebenden Zitat aus dem Vaterunser bitten die Beitragenden nicht um Vergebung für Grenzverletzungen, seien sie religiöser, gesellschaftlicher, klassenbezogener, nationaler oder sexueller Art. Vielmehr beharren sie darauf, sie als Mittel der Transgression, als Formen der Rebellion und als Möglichkeiten zur Transzendenz zu begreifen.