Der Akt des Wegwerfens ist nicht auf Haushalte oder den menschlichen Konsum beschränkt; alle Entitäten des Ökosystems sind daran beteiligt, indem sie Materialien und Stoffe sammeln und entsorgen, um die Dinge am Laufen zu halten. Das erst im Entstehen befindliche Feld der Abfallstudien zeigt, wie größere Systeme von Abfall und Verschwendung untrennbar mit den relationalen Lebensweisen auf und mit unserem Planeten verbunden sind. Aus dieser Perspektive ist es ein Privileg, nicht über Abfall nachdenken zu müssen – und zwar eines, dessen sich viele Menschen nicht bewusst sind. Aber der Preis ist hoch: Der schnelle und einfache Zugang zu Geräten mit programmierter Obsoleszenz bedeutet zum Beispiel, dass die Belastung durch Giftstoffe und Chemikalien aus Elektroschrott mit jeder neuen Verkaufssaison zunimmt.

Die Workshop-Reihe Reassembling Rubbish bringt wissenschaftliche und künstlerische Forschung zusammen und nutzt Methoden des verkörperten Lernens, um ein komplexeres Verständnis von veralteten elektronischen Geräten und Kunststoffen zu ermöglichen. Der Künstler Leeroy New und der Forscher Josh Lepawsky suchen gemeinsam mit den Teilnehmenden neue Zugänge zum Thema Abfall. Das Wegwerfen oder Entsorgen von „Abfall“ muss nicht zwangsläufig das Ende eines ökologischen Kreislaufs bedeuten – es kann auch den Ausgangspunkt von etwas Neuem bilden.

Tag 1 steht im Zeichen des Zerlegens, Kartierens und gemeinsamen Recyclens. Am Vormittag werden unter Anleitung von Josh Lepawsky die Themen der Abfallforschung anhand praktischer Aktivitäten wie dem simulierten und tatsächlichen materiellen Zerlegen von ausrangierten Geräten greifbar. Nachdem die Teilnehmenden ihre eigene Verstricktheit in die Lebenszyklen elektronischer Geräte durchdacht und die damit verbundenen Ökosysteme ihrer Herstellung und Wiederverwertung kartiet haben, besucht die Gruppe am Nachmittag eine Sortieranlage für Leichtverpackungen in Berlin Mahlsdorf. Entgegen der Vorstellung, dass Recycling eine Blackbox sei, soll diese Führung direkte Einblicke in die Recycling- und Rückgewinnungsprozesse von Rohstoffen gewähren. 

Inspiriert von den Erfahrungen und Konzepten des Vortags verwandeln die Teilnehmenden an Tag 2 ihre eigenen weggeworfenen Materialien in innovative Designs mit praktischen Anwendungsfällen. Gemeinsam mit dem Künstler Leeroy New verwerten sie Gegenstände und Materialien, die sonst in ihren Wohnungen herumliegen und keinen Zweck mehr erfüllen. Sie entwickeln von Grund auf neue Prototypen für funktionale Produkte, Modelle für großflächige Strukturen oder neue Textilien. Am Ende des Tages haben alle Teilnehmenden im Idealfall neue Fähigkeiten und Methoden für den Umgang mit unterschiedlichen Abfallprodukten sowie nachhaltige Lösungen für das kreative und kollaborative Experimentieren mit verschiedenen Stoffen erlernt.

An Vormittag von Tag 3 besuchen die Teilnehmenden gemeinsam mit Lepawsky und New einige der vielen Berliner Repair-Cafés, in denen die innovative Umfunktionierung von Materialien täglich in die Praxis umgesetzt wird. Am Nachmittag kehrt die Gruppe ins HKW zurück, um den Workshop abzuschließen und zu erkunden, wie eine Hinterfragung unserer Abfall- und Konsumsysteme den Kampf für Umweltgerechtigkeit fördern und relationale Lebensweisen auf und mit unserem Planeten hervorbringen kann.

Wir empfehlen den Teilnehmenden dringend, alle drei Tage des Workshops zu besuchen. Auf Wunsch vergeben wir auch einzelne Tagesplätze. Bitte teilen Sie bei Ihrer Anmeldung mit, an welchen Workshoptagen Sie teilnehmen möchten.