Das Haus der Kulturen der Welt (HKW) und das Goethe Institut London distanzieren sich ausdrücklich von den in der Keynote von Dr. Khanyisile Litchfield-Tshabalala am 25. Januar 2025 im HKW geäußerten antisemitischen und geschichtsrevisionistischen Verschwörungstheorien, die auf das Schärfste zu verurteilen sind. Wir bedauern sehr, dass es zu dieser Entgleisung gekommen ist und bitten bei allen Besucher*innen und Teilnehmer*innen um Entschuldigung. 

Jene Aussagen sind nicht nur falsch, sondern widersprechen in höchstem Maße den humanistischen Grundsätzen, für die das HKW und das Goethe-Institut stehen.

Dr. Khanyisile Litchfield-Tshabalala war im Rahmen von Rising from the Ashes, einem Kongress zu Restitution und Reparation, eingeladen, einen Vortrag zur Beziehung zwischen Geschlecht und Kosmologien im afrikanischen Kontext zu halten. Dass der thematische Rahmen auf diese höchst bedenkliche Weise verlassen wurde, ist inakzeptabel.

Sowohl das HKW als auch das Goethe Institut London haben die Zusammenarbeit mit Dr. Litchfield-Tshabalala mit sofortiger Wirkung beendet und schließen eine zukünftige Kooperation aus.

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Es gibt so viele Kosmologien wie es über dreitausend anerkannte Sprachen und Kulturen auf dem gesamten Kontinent gibt. Die Vorstellung einer afrikanischen Kosmologie ist jedoch in der Person des*der Urheber*in (Gott in der Religion) und den beiden Schichten heiliger Heerscharen unter ihm verwurzelt. Das Geschlecht des*der Urheber*in wird fast immer verschwiegen, doch die Gottheiten und die Heerscharen der Vorfahr*innen bestehen aus allen Geschlechtern und einem fluiden Geschlecht. Außerdem entstehen alle Geschlechter gleichzeitig. Daraus ergibt sich ubulungisa, das ontologische Konzept der Gerechtigkeit in der Nguni-Kultur, das viel mehr ist als das westliche Verständnis von Gerechtigkeit. Es handelt sich um einen kontinuierlichen Prozess des Ausgleichs, der alle Aspekte des Lebens und des Lebens nach dem Tod durchdringt. Khanyisile Litchfield-Tshabalala untersucht in ihrer Grundsatzrede die integrale Beziehung zwischen Geschlecht und Kosmologien in Afrika und hebt hervor, dass der traditionelle Glaube häufig davon absieht, den Urheber*innen ein Geschlecht zuzuweisen. Sie geht auf die geschlechtsneutrale Natur vieler afrikanischer Sprachen ein und erläutert, wie diese Strukturen das gesellschaftliche Gleichgewicht fördern.