heimaten
2024–2027
Alle Staatsgewalt geht laut Artikel 20, Absatz 2 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland vom Volke aus. Über dieses Volk lassen sich einige Dinge sicher sagen: Nahezu 30 Prozent haben eine Migrationsgeschichte, und noch mehr werden eine Migrationszukunft haben. Menschen begehren unterschiedlich, haben unterschiedliche politische Meinungen, gehören unterschiedlichen Religionsgemeinschaften an, sind unterschiedlich alt, verfügen über unterschiedlich viel Einkommen und Eigentum.
Wenn alle Staatsgewalt laut Grundgesetz vom Volke ausgeht, bedeutet das auch: Alle Staatsgewalt geht von einer pluralen Gesellschaft aus. An dieser Realität setzt heimaten an, verstanden als ein Verb, da Heimat etwas ist, das aktiv gestaltet wird und sich im Moment der Gestaltung immer wieder neu schafft; aber verstanden auch als ein Substantiv im Plural, da Deutschland ein Ort der Pluralität ist, an dem Menschen in losen Zusammenschlüssen und Institutionen, Initiativen und Vereinen das gestalten, was in der Gegenwart als deutsche Gesellschaft und Kultur bezeichnet wird.
heimaten zielt auf eine Neudeutung des Heimatbegriffs im Sinne dieser pluralen Zusammensetzung der Bevölkerung Deutschlands und umfasst ein auf vier Jahre angelegtes Programm, unter anderem mit einer Gesprächsreihe, die Strategien der Heimatisierung mit Fragen pluraler Erinnerungsarbeit zusammenbringt, und mit einem Schwerpunkt zum Konzept der De-Berlinisierung, der untersucht, wie koloniale Strukturen bis heute nachwirken und wie viel diskutierte Praktiken der Dekolonisierung konkretisiert und umgesetzt werden können. Das dezentrale heimaten Festival im September 2025 macht gemeinsam mit zahlreichen Partnerinstitutionen die plurale Gesellschaft sichtbar sowie die Arbeit vieler Einzelpersonen und Initiativen, die sich für sie einsetzen.
Das Projekt ist konzipiert vom HKW und den Ko-Kuratoren Ibou Diop und Max Czollek und wird von einem Netzwerk von zivilgesellschaftlichen Initiativen und Kulturinstitutionen in den sechzehn deutschen Bundesländern sowie in Österreich und der Schweiz getragen.