Der Rundfunk und sein Vorgänger, die drahtlose Telegrafie, sind von Anbeginn auch Medien der Globalisierung und spielen eine Schlüsselrolle in der Kolonialgeschichte.

Von der deutschen Großfunkstelle in Nauen, die bereits seit 1911 an einer Funkverbindung zwischen dem Deutschen Kaiserreich und seinen afrikanischen Kolonien arbeitet, bis zu dem von den Niederlanden 1923 auf der Insel Java errichteten Langwellensender „Malabar“. Überall auf der Welt werden Antennenmasten und imposante Radiostationen errichtet. Ihre Architekturen treten zum einen als sichtbare Symbole der Macht in Erscheinung oder bleiben unsichtbar, in Form unterirdisch verlaufender Kabel.

Über mehr als 100 Jahre hinweg werden Gesellschaften durch das Radiohören geprägt, ihre Identität und Wertesysteme von zum Teil geografisch weit entfernten Kulturen beeinflusst. In den Philippinen nutzen die USA Anfang des 20. Jahrhunderts das Radio, um die dortige Bevölkerung nach ihren Wünschen zu beeinflussen, während die Deutsche Demokratische Republik, in unmittelbarer Reaktion auf die Machtübernahme durch Augusto Pinochet, 1973 das „Chile-Programm“ aufsetzt und nach Südamerika überträgt. Jede Weltregion hat ihre eigenen Geschichten, in denen das Radio als Mittel des Machtmissbrauchs, der Propaganda, aber auch des Widerstands, der Gemeinschaftsbildung und der Identitätsstiftung genutzt wurde und wird.

Unter welchen Bedingungen wurden diese Infrastrukturen der Macht und Propaganda errichtet, und welchen Einfluss hatten sie auf die hörende Bevölkerung? Welche Spuren lassen sich heute davon noch finden?

Präsentationen von Elizabeth L. Enriquez, Alfredo Thiermann und Frederike Moormann, ein Film von Riar Rizaldi und eine abschließende Gruppendiskussion behandeln verschiedene Formen der Architekturen von Macht durch das Radio und stellen überregionale Verbindungen her.

Moderation: Nathalie Singer

Programm:

14:00
Aneignung und Widerstand im philippinischen kolonialen Radio
Elizabeth L. Enriquez
Präsentation

14:45
Berlin – Chile. Infrastrukturen der Solidarität, Infrastrukturen des Totalitarismus
Prof. Dr. Alfredo Thiermann
Präsentation

15:00
Von Windhoek nach Kamina nach Nauen
Frederike Moormann, Nashilongweshipwe Mushaandja, Angelika Waniek, Tuli Mekondjo, Dieter Daniels, Luka Mukhavele, Gundolf Nandico, Friedrich Lober, Lefteris Krysalis, Robert Machiri.
Präsentation durch: Frederike Moormann

15:45
Tellurian Drama
Riar Rizaldi
Filmscreening

16:15
Abschließende Gruppendiskussion
Moderation: Nathalie Singer